PRESSE

42. Deutscher Krankenhaustag im Rahmen der MEDICA

Ambulante Notfallversorgung im Fokus

Am zweiten Kongresstag des 42. Deutschen Krankenhaustages standen im „Krankenhaus-Träger-Forum“ und im Forum „Pflege im Krankenhaus“ zentrale Herausforderungen der zukünftigen Versorgungsstrukturen im Fokus der Diskussionen.

Im „Krankenhaus-Träger-Forum“ wurden die ambulante Notfallversorgung und deren anstehende Reform thematisiert. Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Sabine Dittmar, betonte, dass dieses Thema von immenser Bedeutung für die Patienten sei. Noch immer sei die Rufnummer 116117 nicht bekannt genug. Für Dittmar steht aber auch die Medikamentenabgabe im Bereitschaftsdienst auf der Tageordnung der Reform. „Ich unterstütze den Sachverständigenrat, wenn er das eingeschränkte Dispensierrecht im Bereitschaftsdienst anspricht. Es muss praktikabler für die Patienten werden. Grundsätzlich aber müssen wir die ambulante Notfallversorgung, wenn wir sie sektorenübergreifend gestalten wollen, in einer Gesamtverantwortung der Länder planen“, erklärte die Gesundheitspolitikerin. Dr. Frank Bergmann, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, erklärte: „Wir benötigen keinen dritten Sektor. Was wir brauchen ist eine auskömmliche Honorierung der Leistungen in der ambulanten Notfallversorgung, die sowohl dem niedergelassenen als auch dem stationären Bereich gerecht wird. Ansonsten geht es um gute Kooperation vor Ort, wie wir sie in Nordrhein bei den Portalpraxen schon jetzt haben.“ Georg Baum, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), betonte, dass das in Rede stehende Konzept der Integrierten Notfallzentren (INZ) nicht wirklich überzeuge. „Wir brauchen eine Vermeidung von Bagatellfällen über eine vernünftige Triage. Wir brauchen die Verortung der Notfallversorgung an den  Krankenhäusern und  die Steuerung über die Länder. Ein INZ kann eine Alternative sein, wenn es keine regionale Struktur gibt, aber immer ohne KV als Mitbetreiber. Zentral wird aber sein, dass es endlich ein eigenständiges Vergütungssystem gibt.“

Das Forum „Pflege im Krankenhaus“ hat sich mit den Themen Pflegebudget-Ausgliederung und Pflegepersonaluntergrenzen beschäftigt. „Die Einrichtungen spüren bis heute die Auswirkungen der Pflegepersonaluntergrenzen“, sagte Andrea Lemke, Pflegedirektorin im Evangelischen Waldkrankenhaus Berlin-Spandau und Präsidiumsmitglied des Deutschen Pflegerats. 37 Prozent der Intensivstationen in deutschen Krankenhäusern hätten im Jahr 2019 aufgrund der starren Untergrenzen Kapazitäten zeitweilig oder regelmäßig abmelden müssen, sagte Lemke mit Blick auf die Bilanz nach einem knappen Jahr Untergrenzen. Die Folgen könnten dramatisch sein: „Wir werden es irgendwann mit einer ungeregelten Kapazitätseinschränkung zu tun haben, wenn die Politik nicht reagiert“, so die Pflege-Expertin. Als Alternative stellte sie das gemeinschaftlich erarbeitete Pflegepersonalbemessungsinstrument vor. „Wir haben dafür starke Partner gefunden, in Form der Deutschen Krankenhausgesellschaft und ver.di“, sagte Pflegerats-Präsidiumsmitglied Andrea Lemke. Gemeinsam wollen die drei Organisationen bis Ende des Jahres ein Instrument entwickeln, mit dem der individuelle Pflegebedarf auf Krankenhausstationen ermittelt werden kann. 

Auch die ENTSCHEIDERFABRIK präsentierte auf dem Deutschen Krankenhaustag neueste Trends und praxistaugliche Konzepte rund um das Großprojekt „Digitale Klinik“. Dr. Josef Düllings, Präsident des Verbandes der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD), machte deutlich, dass der Unternehmenserfolg von Krankenhäusern maßgeblich davon bestimmt sein wird, wie die einzelne Klinik mit der digitalen Transformation umgeht. Unabdingbar sei in diesem Zusammenhang auch ein staatliches Sonderprogramm Digitalisierung. „Die Digitalisierung des Gesundheitswesens muss von der Politik als wesentliches Infrastrukturprojekt erkannt und finanziert werden. Digitalisierung ist innerhalb der Kliniken, aber auch intersektoral, die Grundlage für Effizienz, für bessere Kommunikation. Sie ist die Basis moderner Medizintechnik, aber auch enorm wichtig für die Entlastung des Personals von Dokumentationsaufgaben – und damit zur Behebung des Personalmangels“, sagte Düllings.  Beim Aufbau eines funktionierenden und schnell verfügbaren Flächennetzes gehöre Deutschland noch immer zu den Schlusslichtern in Europa. „Die Politik hat keinen Plan, wie Digitalisierung eigentlich aussehen soll“, so der VKD-Präsident. Er forderte mehr finanzielle Mittel über den Strukturfonds, um so die Digitalisierung der Gesundheitsbranche weiter vorantreiben zu können.

Der Entscheiderfabrik gehören mittlerweile 36 fördernde Verbände des Gesundheitswesens, Kliniken mit mehr als 800 Standorten und 130 Industrieunternehmen an. Seit dem Jahr 2008 ist der VKD Mitglied und konstruktiver Begleiter der Initiative. Innovation, Nachhaltigkeit und Kommunikation zwischen Unternehmensführung und IT, Dialog zwischen Leistungserbringern, Lösungsanbietern und Beratungsunternehmen sind die wesentlichen Zielsetzungen. Sie bietet Kliniken die Möglichkeit, Digitalisierungsprojekte kostenlos zu erproben. Die beteiligten Firmen wiederum können ihre Lösungen in der Praxis gemeinsam mit künftigen Nutzern testen und weiter verbessern. 

Der 42. Deutsche Krankenhaustag bietet noch bis zum 21. November 2019 Experten und Praktikern im Krankenhauswesen eine interdisziplinäre Plattform, Konzepte und Visionen für das deutsche Krankenhauswesen zu diskutieren. Das ausführliche Kongress-Programm steht unter www.deutscher-krankenhaustag.de als PDF-Datei zum Herunterladen bereit.


Der Deutsche Krankenhaustag ist die wichtigste Plattform für die deutschen Krankenhäuser und findet jährlich im Rahmen der MEDICA statt. Die Gesellschaft Deutscher Krankenhaustag mbH (GDK) hat die Aufgabe, den Deutschen Krankenhaustag auszurichten sowie Ausstellungen, Kongresse, Tagungen und Symposien durchzuführen, zu fördern und zu unterstützen. Gesellschafter der GDK sind die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), der Verband der Leitenden Krankenhausärzte Deutschlands (VLK) und der Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD). Der Pflegebereich ist durch die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Schwesternverbände und Pflegeorganisationen in Deutschland (ADS) und den Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) in die Arbeit der GDK eingebunden.
 

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