10.08.2018 - Best-Practice-Beispiele Demenz

Klinikum Gütersloh

Am Klinikum Gütersloh wird Patienten mit Demenz eine besondere Fürsorge und Begleitung geboten, damit sie sich in der für sie ungewohnten Krankenhausumgebung zurechtfinden. Dazu wurden in den vergangenen Jahren drei verschiedene Projekte und Angebote ins Leben gerufen, die an dieser Stelle vorgestellt werden.

Das "Nachtcafé" im Klinikum Gütersloh bietet besondere Fürsorge für Patienten mit Demenz

Nachts kommt die Unruhe und raubt den Schlaf. Sie treibt über die Gänge, macht orientierungslos, verstärkt Angst und Sorgen. Das gilt besonders für Menschen mit einer Demenz, wenn sie in einem Akut-Krankenhaus aufgenommen werden müssen. Die Umgebung ist ungewohnt, die medizinische Behandlung verwirrend und viele Menschen sind fremd. Gerade in den Abend- und Nachtstunden erhöht sich der Betreuungsbedarf für die betroffenen Patienten. Seit 2017 bietet das "Nachtcafé" im Klinikum Gütersloh Fürsorge und Beschäftigung für Demenz-Patienten in dieser Zeit.

Ein kleiner, gemütlicher Raum ist für das "Nachtcafé" im Klinikum eingerichtet worden. Jeden Abend wird hier geredet, gespielt, gerätselt und natürlich ein Kaffee oder Tee getrunken. Die Mitarbeiterinnen des Nachtcafés unterstützen durch ihr Angebot die Stationen und bieten den Patienten einen geschützten Rückzugsort. Die Patienten werden ruhiger und können nach dem Besuch besser schlafen.

Mit verschiedenen Betreuungsansätzen gewährleistet das Klinikum Gütersloh schon seit mehreren Jahren, dass Patienten mit Demenz tagsüber in der Regel adäquat versorgt sind. Da abends und nachts die Unruhe bei vielen Patienten jedoch zunimmt und deshalb eine engere pflegerische Begleitung erforderlich wird, wurde 2017 das Nachtcafé ins Leben gerufen. Geschulte Fachkräfte begleiten dafür die Patienten von den Stationen ins Café, haben Zeit und Ruhe, um dort auf sie einzugehen. Jeden Abend von etwa 18.00 Uhr bis 22.30 Uhr, auch am Wochenende, wir das Pflegepersonal so entlastet.

Das Projekt wird während der Laufzeit wissenschaftlich begleitet.

Allein in Tokio

Begleitung von Patienten mit Demenz im Akutkrankenhaus

Es ist ein Gefühl, wie in Tokio auf sich alleine gestellt zu sein. Die Sprache und die Schriftzeichen sind unverständlich, eine Orientierung ist kaum möglich. Ähnlich kann es Menschen mit Demenz in einem Krankenhaus ergehen. Das Klinikum Gütersloh hat 2013 aus diesem Grund das Projekt „Ehrenamtliche Patientenbegleitung“ initiiert, um diesen Patienten während des stationären Aufenthalts eine besondere Fürsorge und Begleitung zu bieten.

Seit mittlerweile fünf Jahren kümmert sich ein Demenz-Coach gemeinsam mit einem Team aus derzeit über 30 Ehrenamtlichen um Patienten mit der Nebendiagnose Demenz. Regelmäßige Besuche, Unterhaltungen und eine Aktivierung durch Spiele, Bücher, Bilder und Spaziergänge stehen dann auf dem Programm. Rund eine Stunde lang beschäftigen sich die Ehrenamtlichen intensiv mit demenziell erkrankten Menschen. Diese individuelle Patientenbegleitung kann einen akuten Verwirrtheitszustand abmildern und infolge dessen die Patientenzufriedenheit und die Behandlungsqualität deutlich verbessern.

Der Demenz-Coach qualifiziert und koordiniert hierfür eine Gruppe Ehrenamtlicher, die zur Begleitung dementiell erkrankter Patienten von den Pflegekräften der Stationen angefordert werden können. Um im Klinikum Gütersloh aktiv zu werden, erhält jeder Demenzbegleiter vorab eine ausführliche und fachkundige Einarbeitung, die sich mit der Demenz als Krankheitsbild, vor allem aber mit der Beobachtung und dem Umgang mit diesen Menschen befasst. Mit gezielter Gesprächsführung, Zeit zum Zuhören sowie individueller Biografiearbeit geben die Demenz-Begleiter betroffenen Patienten mehr Sicherheit, sich im Klinikalltag zurechtzufinden.

Demenz-Koordinator zur Unterstützung von Patienten und Personal

Der Demenz-Koordinator ist nah dran an Patienten, die der besonderen Fürsorge bedürfen – Menschen mit Demenz. Denn besonders für sie kann ein Krankenhausaufenthalt verwirrend sein: Fremde Zimmer, Flure und Menschen führen oft zu einer Verschlechterung der Symptome. Häufig brauchen sie länger, wenn sie sich zum Beispiel von einem Beinbruch erholen müssen und die Demenz-Erkrankung gar nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht. Ärzte und Pflegekräfte können dieser Herausforderung in einem Akutkrankenhaus kaum gerecht werden. Darum hat das Klinikum Gütersloh 2015 einen sogenannten Demenz-Koordinator eingestellt.

Täglich besucht der Demenz-Koordinator die verschiedenen Stationen des Klinikums. Er erkundigt sich bei den Pflegenden nach Patienten, die durch ihr Verhalten auf eine Demenz oder einen Verwirrtheitszustand schließen lassen. Als speziell ausgebildete Fachkraft macht er sich dann ein eigenes Bild des Patienten, stellt gezielte Fragen und führt leitliniengetreue Tests durch. Patienten mit einer Demenz oder einer Tendenz zu einem sogenannten Delir können auf diese Weise frühzeitig erkannt und ihren Bedürfnissen entsprechend umfassend behandelt werden. In Absprache mit den Ärzten und Pflegenden wird dann über Maßnahmen wie Medikation oder Essensbegleitungen gesprochen.

Zudem werden die Ärzte und Pflegenden durch den Demenz-Koordinator geschult und sensibilisiert. Wichtig ist es, dass diese Patienten von so wenigen Mitarbeitern wie möglich betreut würden. Von der Aufnahme bis über die Entlassung hinaus werden die Besonderheiten von Menschen mit Demenz berücksichtigt.

Der Demenz-Koordinator hat als Mitarbeiter der gerontopsychiatrischen Ambulanz des LWL-Klinikums Gütersloh seinen festen Arbeitsplatz am Klinikum Gütersloh.

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