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07. Februar 2008 Katastrophenjahr 2008: Finanzloch von 2,2 Mrd. Euro provoziert weiteren Stellenabbau in den KlinikenDKG zur wirtschaftlichen Lage der Krankenhäuser
Im Rahmen der heute vorgestellten Expertisen des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) und der internationalen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO Deutsche Warentreuhand zur wirtschaftlichen Situation der Krankenhäuser erklärt der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Georg Baum:
Wer behauptet, die fehlenden Mittel hätten keine Auswirkungen auf die Patientenversorgung, ignoriert die Klinikwirklichkeit. Patienten klagen längst über längere Wartezeiten, weniger Zuwendung und belastetes Personal. Die spürbare versteckte Rationierung entwickelt sich zunehmend hin zur offenen Rationierung von Gesundheitsleistungen.
Auch Kliniken, die bisher über die Runden gekommen sind, kommen zunehmend in Schwierigkeiten. Die Auffassung der Bundesregierung, dass Überkapazitäten für die Finanznöte ursächlich sind, trifft nicht zu. Die Kürzungen treffen vielmehr nach der Rasenmähermethode alle deutschen Krankenhäuser, auch und vor allem diejenigen, die in den bereits heute unterversorgten Regionen unverzichtbar sind und um ihre Existenz kämpfen müssen.
Der regelmäßige Hinweis auf Wirtschaftlichkeitsreserven in den Kliniken erzeugt bei den Mitarbeitern und Patienten nur noch Unverständnis und zum Teil auch Wut. Nach dem Abbau von bereits 90.000 Mitarbeitern in zehn Jahren und maximaler Arbeitsverdichtung sind weitere Einsparreserven im Krankenhausbereich nicht mehr verfügbar.
Gänzlich unverständlich ist die Forderung von Bundes-gesundheitsministerin Ulla Schmidt nach höheren Löhnen für Schwestern und Pfleger. Die Bundesregierung selbst entzieht den Krankenhäusern mit der Sanierungsabgabe rund 300 Mio. Euro, die den Mitarbeitern nicht mehr zur Verfügung gestellt werden können. Es ist und bleibt ein ungelöstes Problem, dass die Bundesregierung allen Beschäftigten in Deutschland Beteiligung am Aufschwung verspricht, faktisch allerdings die Mitarbeiter im Krankenhaus davon abgekoppelt werden.
Während und nach den Tarifverhandlungen der Deutschen Bahn – einem Staatsunternehmen – hat es selbstverständlich Ankündigungen zu Erhöhungen der Fahrpreise gegeben. Die Krankenhäuser fordern, dass sie wie andere Wirtschaftszweige Kostensteigerungen in ihre Vergütungen weiter geben können. Dies ist angesichts einer gesetzlich begrenzten Preiserhöhung von 0,64 Prozent noch nicht einmal ansatzweise möglich. Selbst ohne Tariferhöhungen bewegt sich diese Steigerungsrate weit unter der Inflationsrate in Deutschland.
Die Politik ist aufgefordert, sich ihrer Verantwortung für die Finanzmisere zu stellen. Die Bundesregierung hat maßgeblich zur Entstehung dieser Problemlage beigetragen – sie muss jetzt auch zu einer nachhaltigen Lösung beitragen. Nur durch ein umgehendes Nothilfeprogramm und Refinanzierungsmöglichkeiten für Tarifsteigerungen kann dem Kollaps im stationären Sektor begegnet werden. Ebenso ist erforderlich, dass die Grundlohndeckelung der Krankenhausausgaben abgeschafft wird. Es besteht kein schlüssiger Zusammenhang zwischen dem medizinischen Versorgungsbedarf und der Lohn- und Gehaltsentwicklung in der Volkswirtschaft. Die Grundlohndeckelung steht einer adäquaten Gesundheitsversorgung entgegen – sie verhindert Innovationen und Wachstum im Gesundheitswesen. Krankheitsrisiken, medizinischer Fortschritt und Lohnlasten müssen voll finanziert werden.“
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Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) ist der Dachverband der Krankenhausträger in Deutschland. Sie vertritt die Interessen der 28 Mitglieder - 16 Landesverbände und 12 Spitzenverbände - in der Bundes- und EU-Politik und nimmt ihr gesetzlich übertragene Aufgaben wahr. Die 1.951 Krankenhäuser versorgen jährlich 19,5 Millionen stationäre Patienten und rund 18 Millionen ambulante Behandlungsfälle mit 1,2 Millionen Mitarbeitern. Bei 97 Milliarden Euro Jahresumsatz in deutschen Krankenhäusern handelt die DKG für einen maßgeblichen Wirtschaftsfaktor im Gesundheitswesen.
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